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  • Netzwerkmodelle psychischer Störungen bei Herzpatienten

    Ein Herzinfarkt oder eine Herzoperation kann mit erheblichen psychischen Beeinträchtigungen einhergehen. Neben depressiven Symptomen und Angstsymptomen können auch Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auftreten. Mittels Netzwerkanalyse sollte der Zusammenhang der PTBS-Symptome nach ICD-11 (ITQ) mit Angst und Depression (PHQ-4) bei 345 konsekutiv aufgenommenen Herzpatienten erhoben werden, um mögliche Ansatzpunkte für psychotherapeutische Interventionen aufzeigen zu können.

    Bei folgenden PTBS-Items bestehen diagnoseübergreifende Interaktionen mit Angst oder Depression, und zwar zwischen den Items „übertriebene Schreckreaktion“ und „unkontrollierbare Sorgen“, sowie zwischen den Items „intensive Bilder oder Erinnerungen“ und „depressive Stimmung“. Die für dieses Netzwerk zentralen Symptome sind die Items „intensive Bilder oder Erinnerungen“, „unkontrollierbare Sorgen“ sowie „depressive Stimmung“.

    Rehabilitanden, die intensive Bilder oder Erinnerungen an ihr kardiales Ereignis haben und einen depressiven Verarbeitungsstil oder eine starke Neigung zu Sorgen zeigen, sollten während der AHB besonders beachtet werden, um die Entwicklung einer PTBS zu verhindern.

    Literatur:

    Lueger, S., Lueger, T., Schuler, M., Deeg, P. (2020). Netzwerkmodelle psychischer Störungen am Beispiel posttraumatischer und depressiver Symptome bei Herzpatienten. In Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.), 29. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Prävention und Rehabilitation – der Betrieb als Partner. DRV-Schriften, 120, S. 269-271. Berlin.

    Lueger, S., Lueger, T., Deeg, P. (2020). Symptome posttraumatischer Belastungsstörung und ihr Zusammenhang mit depressiven Symptomen bei Herzpatienten – eine Netzwerkanalyse. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 110, 204-218.

    Lueger, S., Lueger, T., Deeg, P. (2022). Mögliche Ansatzpunkte für psychotherapeutische Interventionen bei psychisch belasteten Herzpatienten aus einer netzwerkanalytischen Perspektive. In Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.), 31. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Rehabilitation: Neue Wege, neue Chancen. DRV-Schriften, 126, S. 392-395. Berlin.

    Lueger, S., Lueger, T., Deeg, P. (2023). Posttraumatische Belastungsstörung nach ICD-11 bei Herzpatienten. Mögliche Ansatzpunkte für psychotherapeutische Interventionen aus einer netzwerkanalytischen Perspektive. Trauma & Gewalt, 17 (2), 166-177.

  • Vergleich der Prävalenzraten für eine posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-5 und ICD-11 und ihr Zusammenhang bei Herzpatienten

    In den beiden gültigen internationalen Klassifikationssystemen wird eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) unterschiedlich operationalisiert. Während im DSM-5 20 mögliche Symptome für eine PTBS aufgeführt sind, die den 4 Symptomclustern „Wiedererleben“ (5 Symptome), „Vermeidung“ (2 Symptome), „negative Veränderungen von Kognitionen und Stimmung“ (7 Symptome) sowie „Übererregung“ (6 Symptome) subsumiert werden, wurden für die ICD-11 6 Kernsymptome vorgeschlagen, die den Clustern „Wiedererleben“ („Albträume“, „Flashbacks“), „Vermeidung“ („Gedanken- und Gefühlsvermeidung“, „Aktivitäts- oder Situationsvermeidung“) und „Wahrnehmung erhöhter Bedrohung“ („Hypervigilanz“, „übertriebene Schreckreaktion“) zugeordnet werden. Unspezifische und mit anderen Störungsbildern überlappende Symptome werden nicht in die Diagnosestellung miteinbezogen. Bisher ist noch nichts darüber bekannt, wie sich die neuen ICD-11-Kriterien auf die PTBS-Prävalenzraten und die Komorbidität mit Depression und Angst bei Rehabilitanden nach Herzinfarkt oder Herzoperation auswirken.

    An der Studie nahmen 468 konsekutiv aufgenommene Rehabilitanden (149 Frauen, 319 Männer) im Alter zwischen 22 und 93 Jahren (M = 68,0 Jahre, SD = 10,8) teil, die eine Anschlussrehabilitation nach einem akuten MI und/oder einer Herzoperation (Einschlusskriterien) durchführten.

    Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in der frühen Phase nach einem kardialen Ereignis die ICD-11-Kriterien, erhoben mittels Fragebogen, nicht mit einer verringerten, sondern sogar mit einer erhöhten PTBS-Rate assoziiert sind, insbesondere bei Hinzunahme intrusiver Erinnerungen in das Cluster „Wiederleben“, was auf den Wegfall des Clusters „negative Veränderungen von Kognitionen und Stimmung“ in den ICD-11-Kriterien zurückzuführen sein dürfte. Die Entfernung unspezifischer und mit anderen Störungsbildern überlappender Symptome aus den ICD-11-PTBS-Kriterien scheint bei Herzpatienten nicht zu einer bedeutsamen Reduktion der Komorbidität mit Depression und Angst zu führen.

    Literatur:

    Lueger, S., Lueger, T., Deeg, P. (2021). Vergleich der Prävalenzraten für eine posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-5 und ICD-11 und ihr Zusammenhang mit Angst und Depression. In Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.), 30. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium – Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten. DRV-Schriften, 123, S. 187-190. Berlin.